Rede anlässlich der Verleihung des Förderpreises für nachhaltige Leseprojekte am 31. Mai 2010
Liebe Kinder, liebe Eltern, liebe Kolleginnen,
ich beneide den kleinen Herrn Paul. Warum?
Dazu soll auch an diesem Tag ein Buch sprechen:
Es heißt: „Der kleine Herr Paul mag Bücher“ und es ist von Martin Baltscheit, der im Dezember bei uns an der Schule Kuhstraße lesen wird.
„Als der kleine Herr Paul noch ein kleiner kleiner Herr Paul war, lebte er in einer Welt voller Bücher. Das Haus seiner Eltern war von oben bis unten voll damit. Bücher im Wohnzimmer, Bücher im Keller, selbst auf dem Dachboden standen Bücher in Regalen. Man konnte glauben, die Familie Paul lebe eigentlich in einer Bibliothek. sogar einige der Möbel waren Bücher. Es gab Bücherhocker, einen Buchsessel, und aus Opas riesigem Atlas hatten sie einen Tisch gebaut. Je nachdem, welche Seite aufgeschlagen war, konnte die Familie in Amerika frühstücken, in Afrika Abendbrot essen und auf dem Mond Kaffee trinken.
Sie lasen am Tag, schliefen mit dem Buch auf dem Bauch ein, und noch bevor sie sich „Guten Morgen“ sagten, hatten sie schon wieder ein Kapitel gelesen.
Wenn man die Pauls in ihrem Bücherhaus besuchte, konnte es sein, dass sie auf dem Weg zur Tür an einem unbekannten Buch vorbeikamen, es herausnahmen und darin lasen. Erst wenn ein zweites und drittes Mal geschellt wurde, öffneten sie. Aber auch dann waren sie so in das Buch vertieft, dass Pauls Vater zum Beispiel nur über den Rand der Brille sah, kurz „Hallo, hallo“ sagte und weiterlas. Wer mit den Pauls reden wollte, musste am besten ein Buch schreiben, es mit der Post schicken und die Pauls zufällig beim Bäcker treffen:
„Nein, was für ein Zufall, sagen Sie, haben Sie mein Buch gelesen?“
„Aber ja, aber ja, es kam gestern mit der Post, und es ist ganz entzückend!“
Über Bücher zu sprechen war also die zweite große Leidenschaft der Pauls. Ob er ein vortrefflicher Held sei, interessierte sie, ob der Held ein richtiges Problem hatte und ob das Ende der Geschichte auch nicht vorauszusehen war, denn nichts fanden die Pauls so langweilig wie ein Buch, bei dem sie auf der ersten Seite wussten, was auf der letzten geschrieben stand.
„Schließlich sind Bücher wie das Leben, man weiß einfach nicht, wie das Ende wird!“ , sagte Pauls Papa und Pauls Mama fügte hinzu: „Man weiß nur, dass es ein Ende gibt, und das ist auch gut so!“ Weil alle die Bücher liebten, ist es nicht verwunderlich, wenn auch der kleine Paul schon früh das Lesen lernte. Und zwar allein! Zuerst mit einem Bilderbuch. „Mutter“ stand unter einem Bild, das eine Mutter zeigte. „Vater“, stand unter einem Bild, das einen Vater zeigte.
Paul sah die Bilder und merkte sich die Worte. „Muh“ machte die Kuh, und alle „M“ in den Worten machten „MMM“, wie „MMMuh“ in „Muh“ oder „MMMilch“ in „Milch“ oder „MMM“ wie in „Marmorkuchen“. Bilder, Buchstaben und Worte.
Lesen war lecker. Lesen ist lecker.
(Die Bücherbäume aus: Baltscheit, Martin:
Der kleine Herr Paul mag Bücher, München 2008)
Das wissen wir Kuhstraßler schon lange. Und das ist einer der Gründe, warum wir uns heute hier versammelt haben. Die Grundschule Kuhstraße erhält heute den „Grammy“ unter den Schulpreisen:
Den Förderpreis für nachhaltige Leseförderung.
Darauf sind wir berechtigter Weise sehr stolz.
Mit all unseren Projekten zur Leseförderung sind wir aber auch der Meinung, dass wir ihn verdient haben.
Bekommen haben wir ihn aber auch, weil wir starke Partner/innen haben. Und so freue ich mich besonders, dass heute die Leitungen unserer Kooperationskindergärten anwesend sind. Schön dass wir ein Team geworden sind:
- Ich begrüße für den Verband Bildung und Erziehung Herrn Scheitel und Herrn Heinowski.
- Ich begrüße Frau Schulamtsdirektorin Ihle und den stellvertretenden Bürgermeister, Herrn Tegtmeier und den Leiter des Schulverwaltungsamtes, Herrn Stahl.
- Ich begrüße einen guten Freund der Schule, den ich heute nicht mehr vorzustellen brauche, weil er allen durch unsere Lesenächte bekannt ist: Herrn Sonnnenschein, von der Musik- und Kunstschule.
- Die Elternpflegschaft wird durch unseren Schulpflegschaftsvorsitzenden Herrn Hilcker vertreten.
- Ganz besonders freue ich mich aber auch, dass jemand heute hier ist, der einen wichtigen Anteil am Erwerb des heute zu verleihenden Preises hat: Unsere ehemalige Lehramtsanwärterin und liebe Kollegin Frau Holzhauer.
- Ebenfalls heute hier ist unsere Kollegin in Elternzeit, Frau Behr.
Der Preis den wir heute erhalten ist für uns ein Ansporn, uns weiter für die Leseförderung einzusetzen. Auch in diesem Jahr haben wir weiter an dem Ziel gearbeitet, die lesende Grundschule in der Bücherstadt Langenberg zu sein. Als solche werden wir mittlerweile weit über die Tore von Velbert wahrgenommen, wie Anfragen anderer Schulen zeigen.
Wir freuen uns über all die Anerkennung von außen und werden mit Freude daran arbeiten, dass Bücher lecker bleiben und vielleicht sogar für einige Kinder zum Lieblingsgericht werden.
Herzliche Grüße,
Wolfgang Köhler
Rektor